Ihre Karriere begann 2002, ein erstes
Album erschien 2005. Auf der ersten Single „Generation Rock“
sangen sie noch recht ungestüm:
Und die Zeit tickt
Immer weiter, immer schneller
Das Leben dreht sich fast wie ein Propeller
Wenn Dich Rock kickt
Und Dir gefällt was Du hier hörst
Vergiss den Pop-Shit und komm mit uns mit
Immer weiter, immer schneller
Das Leben dreht sich fast wie ein Propeller
Wenn Dich Rock kickt
Und Dir gefällt was Du hier hörst
Vergiss den Pop-Shit und komm mit uns mit
Schon die zweite Single war, ganz
klassisch, eine Ballade, eine Teilnahme am Bundesvision Song Contest
sorgte für weitere Aufmerksamkeit und so folgte eine weitere Ballade
und die 1Live Krone (des WDR-Radiosenders Eins Live) als Bester
Newcomer 2006. Mit deutlich glatterem Sound begann die Band, sich
2007 selbst Lügen zu strafen. Single auf Single folgte und mit dem
dritten Album knallte der Pop-Shit dann richtig, als die Spatzen die
Single „Halt dich an mir fest“ von den Dächern pfiffen. Wobei
ich neulich las, dass Dohlen, Stare und Eichelhäher viel besser
Laute wie die von Mobiltelefonen imitieren können, aber ich schweife
ab.
Wenn man erst einmal vom süßen Nektar
des Radiohits gekostet hat, dann kann man nur ganz schwer wieder in
die verrauchte Kneipe an der Ecke zurückkehren und am schalen Bier
der Generation Rock nippen. Wobei wir bei der ersten Single des
Albums „Immer in Bewegung“ aus dem Jahr 2013 angekommen wären:
Alte Freunde wiedertreffen
Nach all' den Jahr'n
Wir hab'n alle viel erlebt
Und sind immer noch da
„Tach,
Jungs!“, grüßen die Musiker um den inzwischen zum neuen Sasha
gereiften Johannes Strate in die Runde und nehmen
am Tresen Platz. Zum reimen jedenfalls
bleibt keine Zeit. Obwohl der ganze Text im weiteren Verlauf nach dem
einfachen Reimschema a,b,c,b schreit und wohl auch so klingen soll,
kriegen die Jungs das erst mal nicht gebacken.
In den Neunzigern
waren die Jungs keine 20 Jahre alt. Jetzt, 2013, sind sie so um die
35., haben viel erlebt und sind immer noch da. Wow. Da mach ich mir
erst einmal ein Alkoholfreies auf, das hier
wird bitter.
In der Kneipe an der Ecke
Uns'rer ersten Bar
Sieht es heute noch so aus
Wie in den Neunzigern
An dieser Stelle
empfehle ich, sich einmal den Text von Peter Alexanders „Die kleine
Kneipe“ anzusehen.
Getextet
übrigens von Michael Kunze (rund 80 Goldene- und
Platin-Schallplatten) nach einem Lied von Pierre Kartner, auch
bekannt als Vader Abraham (128 Goldene Schallplatten als Komponist
und 57 Goldene und Diamantene Schallplatten mit seinen Schlümpfen),
aber ich schweife ab. Hier wird mit wenigen Worten so viel Atmosphäre
erzeugt, man fühlt sich sofort in die Szene hineinversetzt, hat
alles als lebendiges Bild vor Augen.
Bei Revolverheld
sieht es aus wie in den Neunzigern. Ja, genau. Und wie sahen die aus?
Herausragend
übrigens der Versuch das Wort „Bar“ auf genuschelte
„Neunzigar(n)“ zu reimen. Nee, wird nie ein Reim.
Manche sind geblieben
Und jeden Abend hier
Meine erste Liebe
Wirkt viel zu fein dafür
Wir erinnern uns: Zwischen den
Neunzigern und jetzt sind rund 20 Jahre vergangen. Die Gestalten, die
seit dem jeden Abend hier in der Kneipe waren, können einem nur
leidtun, aber es wird nicht sozialkritisch, es wird kryptisch. Sitzt
die erste Liebe von Sasha Strate auch seit 20 Jahren in der Kneipe
(dann gute Nacht) oder ist sie nur heute mal zur Feier des Tages
vorbeigekommen und hat den Nerz rausgekramt? Ich weiß es nicht und
will es auch nicht wissen. Dafür gibt es wenigstes den Hauch eines
Reims, keinen reinen zwar, aber wir begnügen uns schon mit einem
vokalisch unreinen.
Wir sind wirklich so verschieden
Und komm' heut von weit her
Doch uns're Freundschaft ist
geblieben
Denn uns verbindet mehr
Ja, verdammt, das kann ja alles sein.
Aber was außer Plattitüden und (Achtung: Plattitüde) leeren
Worthülsen soll denn das hier? Uns verbindet mehr? Was denn? Die
Vorliebe für das Design der Neunziger?
Beim vierten Anlauf hat es endlich mit
dem Reim geklappt. Toll.
Ooooooh
Das kann uns keiner nehmen
Ooooooh
Lasst uns die Gläser heben
Ooooooh
Das kann uns keiner nehmen
Die Stadt wird hell und wir trinken
auf's Leben
Ohohoho. Das bisschen Nichts von dem
ich hier singe kann uns keiner nehmen. Also bechern wir mal mit den
Alkoholikern, die hier seit Jahrzehnten am Tresen kleben und obwohl
ich einen sauberen dreifach Reim hinbekommen habe, den man ohne Not
auch mit Endung singen könnte, lasse ich es klingen wie „nehm“,
hem“, „Lem“. Man möchte sich die Kugel gem.
Wir hab'n an jede Wand geschrieben
Dass wir da war'n
Und die Momente sind geblieben
Und sind nicht zu bezahlen
Genau. Für alles
andere gibt es Visa Card. Ich muss jetzt mal zum Ende kommen, ich
bekomme seltsamerweise einen unstillbaren Durst auf Schnaps.
Jedes Dorf und jeden Tresen
Hab'n wir zusamm' gesehen
Und wenn ich morgen drüber rede
Klingt das nach Spaß am Leben
Was ich immer sage: Saufen ist purer
Spaß am Leben. Und natürlich seinen Namen auf die Innenseite einer
Klotür schreiben. Ohohoho.
Und in der Kneipe an der Ecke
brennt noch immer das Licht
Wir trinken Schnaps, rauchen Kippen
und verändern uns nicht
Da, wo das Leben noch lebenswert ist,
dort, in der Kneipe in unserer Straße, da fragt dich keiner, was du
hast oder bist. Ohohoho. Prost.
Fazit: Dümmlicher Text, handwerklich
schlampig. Generation Rock schunkelt schnapsselig in den Pop-Himmel.
Das kann Euch keiner nehmen.
Wieder einmal klar, direkt, und vor allem auf den Punkt gebracht. Ich freue mich auf mehr!
AntwortenLöschenDanke übrigens für deinen Kommentar auf meinem Blog. Dann hat sich die Arbeit ja gelohnt. Lg.
Danke. Endlich sagt mal jemand ein paar wahre Worte zu dieser Grütze, die man tagtäglich im Radio ertragen muß. Und genau wegen solcher Songs schalte ich nach den Nachrichten dann auch meistens wieder aus.
AntwortenLöschenLG, Annie
... und wieder einmal findest Du die richtigen Worte, um mein Mißfallen an diesem und anderen Liedern dieser Art zu benennen!
AntwortenLöschenNach ihrem rockigen Beginn, als ich sie durchaus noch gerne im Radio hörte, ist doch viel "Main" den "Stream" runter geflossen... ich kann diese ganzen Radiobands alle nicht voneinander unterscheiden! :/
Als ich das Lied das erste Mal im Radio hörte, dachte ich mir so etwas ähnliches. Richtig darüber nachgedacht hab' ich allerdings nicht. Jetzt hab' ich aber Deinen Kommentar dazu gelesen, und muß sagen: Das trifft es sehr, sehr genau. Danke für diesen Augenöffner!
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